Walldorf. Die Heimatfreunde Walldorf und das Kellertheater Forum84 veranstalteten einen kurpfälzischen Mundartabend mit Liedern, Szenen, Texten und Gedichten. Unter dem Motto „Newedro unn iwwerzwersch“ wurde der Abend zu einer Liebeserklärung an den Dialekt der Kurpfälzer. Das begeistert mitgehende Publikum im ausverkauften großen Saal des Astorhauses quittierte die Darbietungen mit Beifall und Lachsalven auf offener Szene.
Jürgen Herrmann, der Vorsitzende des Heimatvereins, bezeichnete in seiner Begrüßung die Pflege der deutschen Mundarten in ihrer Vielfalt als eine wichtige kulturelle Aufgabe. Der hiesige Dialekt habe einen singend-musikalischen Akzent, und eine von Ort zu Ort etwas andere Aussprache. Davon gab der Reilinger Liedermacher und Mundartpreisträger Charly Weibel mit seinen Songs köstliche Beispiele: „Isch werr niemols Eskimo“, „Mer sinn halt so, wie mer sinn“, „So war sie, mei Oma, lang isch’s her“ und „Uff em Friedhof isch was los, dort isch des Zentrum der Kommunikation.“
Der Mundartpreisträger 2002 und 2003 im „Bereich Szene“ Gustl Riemensperger zitierte den „Bellemer Heiner“, der die Sprachen der ganze Welt gehört hat und für den „kooni so frisch und lebendisch klingt wie unser Pfälzisch.“ In meisterhafter Manier spielte und inszenierte Riemensperger die Mundartszenen „Kardoffelsalad“, „Die große kurpfälzische Liebeserklärung“ und „De Herbert.“ Beim Sketch „Schreiben und Sprechen“ meint ein Franzose, in Frankreich schreibe man „Monsieur“ und spreche „Messjö.“ Worauf der Engländer erklärt, bei ihm schreibe man „allright“ und spreche „olreit.“ Da unterbricht ihn der Kurpfälzer: „Unn mir schreiwe Pferd und sage Gaul.“
Beate Lesser trat mit ihrem neu formierten Ensemble „Sapperlot!“ auf. Sie sang im Stil von Joy Fleming Eigenkompositionen im Blues- Rhythmus „uff Walldorferisch.“ So den „Schnookeblues“, bei dem ihr die Schnaken die Nachtruhe rauben und eine kurpfälzische Liebesballade zur Melodie von Edith Piafs „La vie en rose“ „Komm, unn nemm misch in de Arm.“
Corinne Faure-Schleich und Klaus Bruckner spürten französische Relikte in unserer Mundart auf und ließen die Zuhörer deren deutsche Bedeutung nennen, so den „Paraplü“ (Regenschirm), das „Waschlavor“ (die Waschschüssel), den „Pottschamber“ (Nachttopf) und den „Scheeßewarre“ (Kinderwagen). Da die Karten für den Abend diesmal schon nach kurzer Zeit ausverkauft waren, kündigte Jürgen Herrmann für Januar eine Wiederholungsveranstaltung an.
von Bernd Hecker – Walldorf
Veröffentlichung auf der Internetseite "Hallo-Nachbar.info"