Schwetzinger Zeitung vom 12.03.2001
„Heiterkeit von „hiwwe“ bis nach „driwwe“
Plankstadt – Werner Engelhardt, der stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereines, sprach abschließend von der Entdeckung des neuen „Kurpfälzer Traumpaares“. Wohl etwas übertrieben, aber immerhin, die Mischung von Musik und Sprache, die Abwechslung zwischen Sänger Charly Weibel und Rezitatorin Thea Fritz, kam beim Abend mit „Kurpfälzer G’schichten“ im Gemeindezentrum an.
Der Reilinger Charly Weibel, bekannt als Frontsänger der Rockformation „Jezebel’s Tower“ hat sich seit einiger Zeit Liedern in kurpfälzer Mundart verschrieben. Mit Erfolg, wie sein Sie bei einem Wettbewerb des Regierungspräsidiums Karlsruhe, bei dem er sich unter 200 Mitbewerbern durchsetzte, unterstreicht.
Das beeindruckende an Charly Weibel ist weniger der Umstand, dass er auf Reilingerisch singt – „eine Sprache, die weltweit nur noch gut 7000 Menschen beherrschen“ – als vielmehr die Geradlinigkeit, mit der er seine Texte auf den Punkt bringt. Ob leicht melancholisch angehaucht, wie bei dem Lied vom Karl, dessen Lebensinhalt sich auf den jährlichen Besuch am Grab seiner Frau reduziert hat, oder zum Brüllen komisch wie der Song von der Anna, die stets die neuesten Geschichten aus dem Ort parat hat.
Müßig die Frage, ob es der Dialekt ist, mit dessen Hilfe Weibel seine Beobachtungen zielgenau auf den Punkt bringt oder ob es eben die Beobachtungsgabe ist, die es ihm erlaubt, seine Umwelt so nachvollziehbar realistisch zu Papier zu bringen.
Auf jeden Fall, der 43-jährige Polizist aus Reilingen ist ein scharfer Beobachter und ein Mann, der seine Geschichten kurz und unterhaltsam erzählen kann.
Obendrein ist Karl Weibel, wie er eigentlich heißt, noch für die SPD im Gemeinderat und obendrein Brügermeisterstellvertreter. Kein Wunder, dass auch das Ratsgremium abgehandelt wird.
Ideal ergänzt wurde der Vortrag von Weibel durch Thea Fritz. Auch wenn sie sich äußerst spontan zur Teilnahme entschloss, ihrer Aufgaber erledigte sie sich routiniert und zum Gefallen aller Zuhörer.
So berichtete die „Allzweckwaffe des Ortsvereines“, wie sie von Engelhardt scherzhaft genannt wurde, von einer Heidelberger Mutter, die zur Zeit des Kaiserreiches ihrem Haushalt vorstand und sich noch auf „Pfalz-Französisch“ verstand. Ein Kauderwelsch, dessen Rudimente sich noch heute in den hiesigen Dialekten finden.
Nach so viel literarischer Kurzweil war die Reihe wieder an Charly Weibel, dessen Lieder nicht minder in Richtung Zwerchfell zielten.
So besang er wortgewaltig die Ungerechtigkeit, dass er nichts anzuziehen habe, der Schrank seiner Frau jedoch aus allen Nähten platze. In eine ähnliche Kerbe hieb er mit dem Lied des „dicken Damen-Chors: Ich ess doch nix!“.
Doch zum absoluten Hit im Gemeindezentrum wurde das Lied über den Friedhof als Kommunikationszentrale, in dem Weibel nicht zu Unrecht beteuerte „Uffem Friedhof isch was los“. Da floss schon mal die eine oder andere Lachträne bei den Zuhörern.
Am Ende dankte Werner Engelhardt den Akteuren für eine überaus vergnügliche Lehrstunde in „Kurpfälzer Geschichten“ und die Landtagsabgeordnete Rosa Grünstein, ohnehin ein Charly-Weibel-Fan, kürte die zwei Künstler zum neuen „kurpfälzischen Traumpaar“.