Pälzer Owend in Neustadt-Mußbach

Pälzer Owend in Neustadt-Mußbach

Wieder ein wunderschöner Mundart-Abend im Weingut Klohr in Neustadt-Mußbach!

Auf Einladung von Christel Klohr fand dort im wunderschönen Ambiente ein weiterer „Pälzer Owend“ statt.

Diesmal hatte ich das auserordentliche Vergnügen, das Programm zusammen mit der wunderbaren Mundart-Autorin Edith Brünnler aus Ludwigshafen gestalten zu dürfen.

Sie war wieder in Höchstform und erntete einen Lacher nach dem anderen. 

Insgesamt also wieder ein toller Abend mit viel Freude, sowohl beim Publikum, als auch bei den Vortragenden.

Die Rheinpfalz berichtete am 23.10.2025 so darüber:

Neustadt  

„Pälzer Owende“: Lach-Gewidder uff Pälzisch

Unter dem Motto „’S wird Herbscht, Gewidder noch emol“ starteten die Pälzer Owende im Weingut Klohr in Mußbach mit Edith Brünnler und Charly Weibel ins zweite Halbjahr.

Die langen Tische in der Vinothek des Weinguts sind voll besetzt, fast alle essen und trinken, reges Plaudern erfüllt den Raum. Die „Pälzer Owende“, organisiert und moderiert von Gerd Becht, selbst Mundartpoet, sind ein Erfolgsformat und in der Regel ausverkauft. Christel Klohr, „Hausherrin“ witzelt bereits bei der Begrüßung, man müsse halt schnell sein mit der Reservierung, „gleich wenn die Termine in der Zeitung stehen, sollte man anrufen, wenn man sie erst entdeckt, wenn man den Salat einwickelt, ist’s zu spät“, sagt sie mit einem breiten einnehmenden Lachen auf Pfälzisch. Sie hat ihr Möglichstes getan, alle Gäste unterzubringen – die Theke ist bereits in den Hof verbannt.

Der Abend geht humoristisch weiter, Charly Weibel, Mundartsänger aus Reilingen, 1957 in Mannheim geboren und Edith Brünnler, 1953 in Ludwigshafen geboren, Autorin in Schriftdeutsch und Pfälzisch, beide in ihren Metiers mit Preisen dekoriert, ergänzen sich prächtig – und schaffen Übergänge, dass man denken könnte, sie träten immer gemeinsam auf und „’s wird Herbscht“ sei ein festes Comedyprogramm. Weibel singt mit tiefer, angenehm warmer Stimme, Edith Brünnler liest stets mit einem Schmunzeln im Gesicht ihre Werke vor, teilweise rappt sie auch. Man merkt, dass sie gewohnt ist, publikumswirksam vorzutragen, häufig stellt sie sich auch jüngeren Wettbewerbern in Slam Poetry Veranstaltungen. Beide betrachten liebevoll humoristisch ihre Zeitgenossen, stets etwas überzeichnet, aber doch so, dass man denkt: „Da kenn’ ich eine, die ist genauso!“.

Kunstfiguren aus dem prallen Leben
Da ist zum Beispiel die „Kunstfigur“ Magret, die Brünnler immer wieder karikiert und in Ich-Person reden lässt. Sie hält sich für besonders raffiniert und merkt nicht, dass andere ihr durchaus auf die Schliche kommen: Um billig wegzukommen, steuert sie zum Straßenfest selbst gesammelte „Keschde“ bei – alles andere übernehmen die Nachbarn. Sogar die Paella-Pfanne stellen sie zur Verfügung – die durch die Aktion natürlich kaputt geht, sodass sie sich eine neue kaufen müssen. Beim nächsten Nachbarschaftsessen ist die Familie verreist, aber statt wie von Margret erwartet den Haustürschlüssel dazulassen, schieben sie nur die kaputte Paella-Pfanne rüber.

Edith Brünnler und Charly Weibel
Edith Brünnler und Charly Weibel

Am Herbst sei praktisch, dass man die Leute antreffe, wenn man sie mit einem Überraschungsbesuch beglücke – mit „das wär’ doch nicht nötig gewesen …“, „nur wenn Du auch gerade einen Kaffee machst“ schmarotzt sie sich bis zum Abendessen durch und beschwert sich dabei noch, dass der Käsekuchen nichts taugt. Sie habe ein besseres Rezept. Wundert es da, dass irgendwann niemand mehr mit ihr spricht? Lustig sind auch die Einkaufsanekdoten einer reiferen Frau – sie ist in allen modischen Bekleidungsgeschäften nicht willkommen – nur in einem Geschäft mit braun-beiger Ware wird sie bedient und mit Komplimenten überhäuft: Aber diese Frau würde sie am liebsten mit ihrem braunen Gürtel erwürgen, aber da sie nichts mit dieser schrecklichen Farbe anfassen kann, ist das keine Handlungsoption.

Party im Seniorenstift
Ebenso ironisch setzt sich Weibel mit dem Leben im Alter auseinander: In „Uff’m Friedhof“ macht er diesen Ort zum Kulturzentrum, wo man die neuesten Nachrichten erführe und an der Stellung der Gießkanne erkenne, „ob da noch was geht“. Sein Lied „Party im Seniorenstift“ ist einfach nur witzig. „Hans ist wieder zugekifft, jetzt ist Party im Seniorenstift“.

Die meisten seiner Lieder besingen und demonstrieren aber seinen Dialekt, der mit dem nasalen „0“ so schön weich klingt, dass man sich fragt, ob es überhaupt möglich ist, in einer anderen Sprache zu singen. Die Anwesenden – überwiegend linksrheinische Pfälzer – gewöhnen sich schnell an den rechtsrheinischen kurpfälzischen Dialekt und singen fröhlich die Refrains mit. „Ä Vertel Pund Uffschnitt“, „Gelleriewesolot“, „ich kum net noo“ – ein Lied, mit dem sich der Musiker über sich selbst lustig macht, weil er für alles zu klein ist: er kommt nicht an die Pedale im Auto, nicht an den Mund der Geliebten, nicht an die Schüssel im obersten Regal – aber er siehts gelassen: man sei nie zu klein, um großartig zu sein. Auch Brünnler hat eine Geschichte als Ode an die Pfälzer Sprache und Kultur im Programm, passend zu Halloween: sie fantasiert, von einem Dämon besessen worden zu sein, der sie hochdeutsch reden – und vor allem handeln – lässt … Die Situationen sind höchst absurd, lustig, ironisch. Am Ende findet sie wieder zu sich selbst: „ich redd’ widder pälzisch, Gott bin ich froh“. Dem Satz stimmen alle zu.