Die Hockenheimer Tageszeitung berichtete am 13.9.2024
vom bevorstehenden Auftritt auf dem Dürkheimer Wurstmarkt
Die Rheinpfalz veröffentlichte am 14.09.2024 diesen Artikel:
Die „Pälzer Poesie“, die poetische, leisere Variante des „Literarischen Frühschoppens“, der immer am ersten Wurstmarkt-Montag stattfindet, wird zum dritten Mal im Hamel-Zelt, dem größten Veranstaltungsort des Wurstmarkts ausgetragen. Erstmalig zur 600-Jahr-Feier Dürkheims 2017 entschied man sich zur Ausrichtung der ergänzenden Veranstaltung, nachdem der Frühschoppen immer mehr zur Party-Veranstaltung wurde, bei der mehr auf Tischen getanzt, statt am Tisch zugehört wird und der Lärm- und Alkoholpegel drohte, die Poeten untergehen zu lassen.
Außerdem brauche „echte Poesie“ eine „richtige“ und überdachte Bühne, die für allen Zuschauer sicht- und hörbar ist, findet Reinhard Brenzinger. „Es sind auf der Bühne zwischen den Schubkarchständen schon so einige Dichter in der Vergangenheit nass geworden“, witzelt der Organisator. Ohne Sichtkontakt könne man sich zudem nicht auf die Inhalte konzentrieren, und das wäre schade, da es sich ja um „richtige Poesie“ handele, Thema sei eben nicht nur der Wein. Der aber natürlich auch. Man sei ja auf dem Wurstmarkt.
Geladen sind nur Poeten, die bereits Preise bei den großen Mundartwettbewerben der Pfalz gewonnen haben, viele sind zudem dem Kenner auch durch Buchveröffentlichungen bekannt. Am Montag auftreten zu dürfen, sei eine Ehre – Geld gebe es dafür nicht. Stattdessen aber wie – sollte es anders sein – ein Weinpräsent. Neben Paul Tremmel, dem Urgestein der Pfälzer Dichtkunst aus Forst, der demnächst 95 Jahre alt wird und aus seiner Seniorenresidenz in Deidesheim anreist, treten Hermann Josef Settelmeyer, Renate Demuth, Hans-Peter Schwöbel sowie die Dürkheimer Lokalmatadore Gisela Gall und Hans Jürgen Schweizer auf. Für musikalische Unterhaltung sorgen das Duo Heinz und Gerhard, das Hoffmann-Hammer-Trio, Uli Valnion und Charly Weibel. Außerdem werde es einen prominenten Überraschungsgast geben, so Brenzinger.
Neben den Inhalten, ist es spannend, wie unterschiedlich Pfälzer Dialekt klingen kann – je nachdem, aus welcher Ecke der Pfalz die Dichter kommen: Paul Tremmel zum Beispiel ist untrennbar mit Forst verbunden, wo er 80 Jahre lang lebte, geboren aber wurde er in Theisbergstegen in der Westpfalz. Hermann Settelmeyer erblickte 1939 in Speyer das Licht der Welt, wuchs in Weingarten auf und wohnt in Lingenfeld. Hans Jürgen Schweizer ist gebürtiger Bad Dürkheimer, wo er im Stadtteil Seebach zu Hause ist. Die 1940 in Speyer geborene Gisela Gall lebte in Enkenbach, Ludwigshafen und Speyer, bevor sie nach Bad Dürkheim zog. Renate Demuth, 1944 in Homburg (Saar) geboren, wohnt seit 1984 in Kaiserslautern. Der Mundart-Professor Hans Peter Schwöbel erblickte 1945 im Odenwald das Licht der Welt, ist aber ein Ur-Mannheimer. Kurpfälzer ist auch Charly Weibel aus Reilingen, dessen Dialekt einen speziellen Sound hat, über den er sogar ein Lied geschrieben hat. Der ursprünglich aus Neustadt stammende Uli Valnion sieht sich eigentlich gar nicht als Mundartdichter, schuf aber mit dem Song „Bei uns in de Palz“ eine Pfalzhymne mit aktuellem Bezug. Wie der Erfolg von Singer-Songwriter Gringo Meyer, der bundesweit mit Dialekt auftritt, zeigt auch dies, dass das Pfälzische derzeit eine Art Renaissance erlebt, nachdem zwischenzeitlich schon sein Untergang prophezeit worden war.