Schwetzinger Zeitung vom 6.4.2002
„Wie ääm de Schnawwl gewachse is“
Mundart-Künstler Charly Weibel und Thea Fritz zu Gast beim Seniorennachmittag der AWo
Plankstadt. Am vergangenen Donnerstag hatten der AWO Ortsverein und die Gemeindebücherei zu einem Seniorennachmittag in das Gemeindezentrum eingeladen. Auf dem Programm standen Kurpfälzer Mundartlieder von Charly Weibel sowie Anekdoten und Erlauterungen zum hiesigen Dialekt von Thea Fritz.
In seiner Begrüßung bedachte Jost Goebels von der Arbeiterwohlfahrt vor allem Daniel Moosmann. den neuen Leiter der Gemeindebücherei. mi: Lob, mit dessen Hilfe die Veranstaltung auf die Beine gestellt worden war. Bevor Karl „Charly“ Weibel eine Auswahl an Liedern von seiner CD „Hosch schunn kehrt zum Besten gab, stellte er sich erst einmal selbst musikalisch vor.
Charly, stolzer Vater zweier Töchter, wuchs in Reilingen auf, wo er heute als Polizist tätig ist. Den größten Teil seiner Freizeit widmet er als Sanger der Band Jezebel’s Tower der Musik; nebenher treibt er als Fußballer ein bisschen Sport. Seine besondere Liebe gilt der Kurpfälzer Mundart, der er sich aLs echter „Reilinger“ verschrieben hat. Um sie mit anderen Menschen zu teilen, hat er es sich zum Hobby gemacht, Lieder in diesem Dialekt zu verfassen und sie in Gitarrenbegleitung vorzutragen. Seine Texte beschreiben sein Leben in der Kurpfalz; häufig basieren sie auf Beobachtungen seiner Umwelt.
Der Titelsong seiner CD handelt von einer Frau vor einem Supermarkt. die damit beschäf:igt ist, mit allen und jedem den neuesten Klatsch und Tratsch auszutauschen. Doch auch seine anderen Mundartlieder bringen Alltägliches zur Sprache. Das Landleben und alte Kurpfälzer Traditionen werden dabei genauso zum Thema gemacht wie das Älter werden oder die High Society im „Gemeinderohd“. In „Isch ess doch nix“ befasst sich Charly mit den Gewichtsproblemen der Damen, „Kerwe“ erzählt dagegen vom provinzialen Großereignis und alten Kinderträumen und weckte damit bei einigen Gästen die Sehnsucht nach der Vergangenheit. Mit viel Witz und Humor berichtete Charly Weibel von einem Leben und einer Sprache, mit denen sich die älteren Herrschaften nur zu gut identifizieren konnten, und bereitete ihnen auch bei ernsteren Themen viel Spaß, was sich in der ausgelassenen Stimmung wider spiegelte, die im Gemeindezentrum herrschte. Vor allem gelegentliche Improvisationen wie zum Beispiel die Miteinbeziehung des Fotografen kamen beim Publikum gut an.
Die Kaffeepause wurde von den Senioren genutzt, um in alten Erinnerungen zu schwelgen. An einigen Stellen wurde das Programm von Karl Weibel darüber hinaus durch Thea Fritz unterbrochen, die zur Abrundung des Nachmittags Gedichte über die Kurpfalz vortrug. Als äußerst interessant erwies sich auch die Erläuterung der Plankstädter Mundart hinsichtlich geographischer Termini, anhand derer die Feinheiten des hiesigen Dialekts veranschaulicht wurden.
Thea Fritz machte unter anderem auf die Unterschiede zwischen „unne“, „drunne“ und „nunner“ sowie „owwe“, „drowwe“ und „howwe“ aufmerksam. Darüber hinaus sprach sie die Eigensinnigkeit der Kurpfälzer Mundart an, in der man in nördlich gelegene Gegenden „nunner“, in südliche Gefilde dagegen „nuf“ geht, obwohl dies doch der Landkartenvorgabe widerspricht und somit alles auf den Kopf stellt.
Schnell wurde klar, dass der hiesige Dialekt in seiner Komplexität und mit seinen Tücken häufig zu Verständigungsschwierigkeiten gegenüber Fremden führt, was die Gäste schmunzeln ließ. Zum Abschied erhielten Charly Weibel und Thea Fritz von den Gastgebern zum Dank kleine Präsente. Den Senioren blieb Gelegenheit, das Dargebotene auf sich wirken und den Nachmittag in Ruhe bei Kaffee und Kuchen ausklingen zu lassen. Ob dabei nicht auch der eine oder andere Klatsch und Tratsch untereinander ausgetauscht wurde?