Mundart und Musik in der Senioren-Wohnanlage / Bissiges und einfach Lachhaftes / Gut gelauntes Publikum

Plankstadt. Für Senioren und Gäste in der Wohnanlage Luisenstraße kam der Nachmittag mit Mundart und Liedern aus der Region mal wieder genau richtig; Arbeiterwohlfahrt, AWo, und Gemeindebücherei hatten zum herzlich-fröhlichen Treff mit Thea Fritz und Charly Weibel eingeladen, Kaffee und Kuchen inklusive.

Schon 30 Minuten vor dem Start liefen die Geschichten rund um Plankstadt kräftig an, heftiges Winken über die Tische und lautes „Hallo“ ergaben schnell eine recht lustige Runde von 36 älteren Menschen, denen die Freude am Erzählen in den Gesichtern stand. Während Claudia Verclas (Bücherei), Barnadette Müller (Senioren-Wohnanlage) und Gabi Wacker (AWo) alles für Kaffee, Kuchen und andere Dinge in Tisch und Mund (-art) richteten, hatten Themen wie Rentenerhöhung und Seniorenversorgung vom Staat Hochkonjunktur: „Dass die sich nicht schämen“, lautete die einhellige Meinung zur Rentenerhöhung in Minitöpfchen.

„Wir freuen uns, dass Ihr da seid und mit uns einen frohen Nachmittag bei Geschichten und Liedern in „Kurpälzer Schproch“ genießen könnt. Thea Fritz und Charly Weibel wollen Ihnen eine gute Zeit bei uns bereiten.“ Gabi Wacker sprach’s, Charly nahm seine Gitarre, setzte seine „Aufwärmer Anna“ in die helle Kulisse des sonnigen Tages und legte los: „Hoscht scho ghert, was isch ghert hab?“ Die Anna rauschte durch den Supermarkt, bei jedem Schritt die Babbelgosch auf Hochtouren, „Beschtimmt is ebbes dro.“ Charly nahm „seine Anna“ voll aufs liebevoll-nicklige Schüppchen, ließ in feinem Fingerpicking seine Gitarre miterzählen, gab den Pointen in knalligstem Kurpfälzer Dialekt noch eins mit – die Runde prustete, kicherte und immer wieder kam ein „Ja, so isses“ als Kommentar, der Auftakt saß.

Thea Fritz, sonst in Parkett sicheren Tönen bei den Hausfrauen engagiert, nahm die „Freundlichkeiten“ zwischen Schwetzingen und Hockenheim aufs Korn, seit Menschengedenken immer wieder aufs Heftigste ausgetragen, „Mit Mann, Ross und Wagen hots die Leit vun Hockene in de Schlossgade gezoge, um de Ersatzkrieg emol widder rischtich uffzeputze.“ Die Birnen wurden weich geklopft, die Hosen rutschten irgendwo hin, der Hockenheimer Schwinger ließ dicke Beulen und blaue Augen zurück und die Polizei trieb „Spargelärsche“ und „Bankerte“ mit Knüppeln auseinander – die Fetzen flogen kurfürstlich. In aller größter Siegeslaune sprangen die „Hockemer-Formel-Klopper“ über die Mauer des Schlossgartens, ließen für heute ihre Drahtesel lieber mal hier und pflegten erst einmal ihre diversen Macken, „Warte, wenn die nach Hockene kumme.“ Die x-te Auflage der Jumelage zwischen den beiden Weltmächten hatte ihr Lacher, Thea Fritz ihren langen Applaus.

Auch in der Kaffeepause wurde pausenlos „g’wschätzt un g’lacht“, die Runde amüsierte sich köstlich. Charly brachte dann noch seine Oma ins Mikro der Nettigkeiten, Thea ließ die „Plänkschder Geographie“ mit direkten Wegen im Rathaus (immer nach oben, das von allen Seiten) als volle Anerkennung bürokratischen Alltags hoch leben – der Senioren-Nachmittag zog ein dickes Plus in die Aktivitäten von Gemeinde und „Geographie“. Fein, wenn sich Menschen in ihrer Freizeit für die Gruppe engagieren, die kein Brutto-Sozialprodukt mehr liefert, die einfach fröhlich ihre Zeit erleben möchte. cw

Schwetzinger Zeitung 7. Mai 2007